Globales Wohnen in Plagwitz

Entwurf zur Umnutzung einer ehemaligen Maschinenfabrik

Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Umnutzung einer ehemaligen Maschinenefabrik auf dem Rübesamareal in Leipzig. Das in den 1920iger Jahren erbaute frühere Industrieareal im Leipziger Westen war bis kurz nach der Wende in Betrieb und wurde im Jahr 2008 komplett abgerissen. Einzig die Halle blieb erhalten, wurde entkernt und steht seitdem als ungenutzte Ruine auf dem brachliegenden Grundstück. Im Entwurf habe wird die Industrieruine dennoch als solche erhalten und die bestehende Leere des Raumes zum Zentrum des Neubaus gemacht. Anstatt das Bestandsgebäude mit den erforderlichen Funktionen zu befüllen und dadurch den Charakter des Innenraumes zu zerstören, legt sich eine neue Funktionsschicht umlaufend um die ehemalige Lagerhalle. Die Industrieruine wird somit zum zentralen Raum des Gebäudes und bekommt somit eine neue Bedeutung. Diese Entwurfsmethode erlaubt es, mit nur minimalen Eingriffen in den Bestand, Raum für neue Funktionen zu schaffen und zugleich die alte Substanz zu erhalten und vor weiterem Zerfall zu schützen.

Notwendige Anpassungen im Wohnungsbau an eine mobilere und ungebundenere Gesellschaft

Der Wohnungsbau unterliegt langfristigen Zyklen, die mit der Garantie einer Wertsteigerung von angelegtem Kapital und den relativ langen Bau, und Planungszeiten zu tun haben. Vielleicht auch deshalb bietet der Wohnungsmarkt bisher kaum Alternativen für einen anwachsenden Teil der Bevölkerung, die ihren Wohnort aus beruflichen, privaten oder lebensphilosophischen Gründen auf mehrere Orte aufteilen. Möchte man diesen Lebensentwürfen Raum bieten, ohne finanzielle Grenzen zu sprengen oder auf Individualität und Identität des wohnens zu verzichten, so müssen Anpassungen im Wohnungsbau vorgenommen werden. Diese Anpassungen meinen einerseits eine größere Flexibilität und andererseits die Reduzierung des privaten Raumes auf ein Minimum. Die höhere Flexibilität meint dabei nicht in erster Linie flexiblere Grundrisse, sondern im Gegenteil , sehr spezialiserte Räume, deren Art und Dauer der Nutzung jedoch flexibel gestaltet werden können. Reduziert man dazu den privaten Rückzugsraum auf das Wesentliche, Schlafen und Körperpflege und ergänzt diese Intimzelle dann gezielt mit öffentlichen bzw. halböffentlichen Gemeinschaftsräumen, so entsteht eine Alternative Typologie im Wohnungsbau. Es geht hierbei also im wesentlichen erstens um eine Reduzierung des privaten Raumes auf ein Minimum ohne das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu verlieren und zweitens um die Erhöhung und Erleichterung der Kombinationsmöglichkeiten der Intimzellen mit öffentlichen bzw. halböffentlichen Räumen.

ELeerstand als Natur

Ab wann wird ein Leerstehendes Gebäude wieder zur Natur, und was bedeutet in dem Zusammenhang Natur? Die Vermutung liegt nahe, dass es außer den sichtbaren Anzeichen der Rückeroberung von Gebäuden durch die Natur, wie Korrosion oder ersten Pflanzenwuchs, auch unsichtbare Merkmale der Rückkehr der Natur auf emotionaler Ebene gibt. Viel hat mit der Abwesenheit von Funktion zu tun. Dadurch entsteht eine Freiheit in der Betrachtung und in der Benutzung des Raumes. Die Natur erhält also zuerst Einzug mit einer gewissen Schönheit, die mit der Befreiung aus einer Zweckerfüllung für den Menschen zu tun hat. Dazu kommt die Auflösung von Grenzen, die durch den Besitz des Gebäudes durch eine Person oder Gesellschaft vorhanden waren. So wie die Natur allen gleichermaßen gehört, können Leerstehende Gebäude unter diesem Aspekt wieder der Natur zugeordnet werden. Neudenken des Privateigentums Bei all dem Überfluss, der durch eine wachstumsbasierte Gesellschaft zwangsläufig entstehen musste, ist es an der Zeit, bewusst zu reflektieren, was wir von alldem tatsächlich privat besitzen müssen und bei welchen Dingen es völlig ausreicht, wenn wir zugriff auf sie haben sobald wir sie benötigen. Es ist nachvollziebar, dass sich die Wirtschaft mit Hilfe der instrumentalisierten Werbeindustrie, einen in dieser Frage unmündigen Menschen wünscht, der das Gefühl hat, alle, zweifelsfrei auch Sinvollen Errungenschaften, selbst zu besitzen. Ein reflektiertes Konsumverhalten würde den Markt dazu zwingen wieder Qualität statt Quantität zu produzieren. Wenn sich die Gesellschaft dahingehend ändert, mehr Dinge zu teilen, wird es möglich zusammen mehr Kapital für ein Produkt ausgeben zu können und sich damit eine höhere Qualität leisten zu können.